Arbeit nur gegen Geld?

Oft wird  mit dem ideologischen Zweihänder gegen das bedingungslose Grundeinkommen argumentiert. Oder sind es bloss alte Denkgewohnheiten? So wird zum Beispiel behauptet, kaum jemand werde mehr arbeiten, falls ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt würde. Denn wenn der Mensch nicht zur Arbeit gezwungen sei – dadurch dass er damit seinen Lebensunterhalt verdienen müsse –, krümme er keinen Finger, sondern geniesse auf ewig das süsse Nichtstun. Ganz abgesehen davon, dass damit ein eigenartiges, fast schon verächtliches Menschenverständnis zum Ausdruck kommt, ist das einfach auch nicht wahr.

Letzte Woche hat das ein kurzer Artikel in der „Basler Zeitung“ schön gezeigt. Berichtet wurde von einer Studie der Universität Basel über das Spendenverhalten der Schweizer, die pro Jahr etwa drei Milliarden Franken für gute Zwecke übrig haben. Schön, wenn man so viel Geld übrig hat! Ganz nebenbei wurde auch darauf hingewiesen, dass in der Schweiz Freiwilligenarbeit im Wert von 31 Milliarden Franken jährlich (!) geleistet wird.

Natürlich wäre es interessant zu wissen, wie diese Zahl errechnet wurde und in welchem Verhältnis sie zur jährlichen Erwerbsarbeitet steht. Erstaunlich und tröstlich ist sie aber auch so, für sich allein stehend. Und sie nimmt jenen Menschen den Wind aus den Segeln, die behaupten, nur als Sklave sei der Mensch zu Höchstleistungen fähig.

Siehe auch Ketzerische Fragen zum Begriff der Arbeit.

Comments

  1. Dietmar Karoli says:

    Selbstkritik / habsucht / gier / geltungssucht / habgier / pofilierung / eitelkeit / wir sollten uns auf ein paar dinge wieder besinnen, die es wert sind.
    Dietmar Karoli

  2. haxtholm says:

    Ich muss gestehen, dass ich das Soziale Hauptgesetz, welches ja wohl Deinen Leitgedanken eines bedingungslosen Grundeinkommens untermauert, sowie die Dreigliederungs-Bewegung nicht verstehe.

    Ich hatte übrigens, wenn ich das noch sagen darf, mit meinem eingeklammerten „nützt“ bewusst versucht, den negativen Beigeschmack dieses Wortes auszuklammern, vielleicht hab ich mich da auch nicht deutlich genug ausgedrückt. Ich weiss nicht, welche Tätigkeit Du ausübst, aber ich denke doch, dass Du mit Deiner Tätigkeit den Menschen nützt, man braucht ja nur Deinen ausführlichen Bericht über die Indien-Reise zu lesen. Also in diesem Sinne meinte ich „nützt“.

    Deine Fragen aus dem zweiten Absatz will ich lieber für mich allein beantworten und hier nicht öffentlich machen (schäm).

    Grüsse an Dich und eine gute Woche…

    • Ok, lieber Haxtholm, ich werde es versuchen: zunächst mit dem Sozialen Hauptgesetz und vielleicht ein anderes Mal mit der Dreigliederung. Allerdings sind diese Ideen nicht eins zu eins mit der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens verknüpft. Das heisst, die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ist nicht aus der Anthroposophie heraus gewachsen und innerhalb der anthroposophischen Bewegung auch ziemlich umstritten. Das nur vorweg, nicht zuletzt auch weil du auf deinem Blog ziemlich auf die Anthroposophie eindrischst …

      Zum Sozialen Hauptgesetz: Es beschreibt die wirtschaftlichen Zusammenhänge (und deren soziale Folgen) bei Menschen, die durch Zusammenarbeit, also Arbeitsteilung miteinander verbunden sind, also kurz: die zusammenarbeiten. Wobei diese „Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen“ meines Erachtens ebenso lokal gedacht werden kann, also zum Beispiel innerhalb einer Firma, wie auch weiträumiger, bis hin zum Globalen, da ja heutzutage die Arbeitsteilung teilweise globale Dimensionen angenommen hat. Bei dieser wirtschaftlichen Zusammenarbeit werden Werte geschaffen, aus deren Verkauf – seien es nun Waren oder Dienstleistungen – Erträgnisse, also Gewinne hervorgehen.
      Die Idee des Sozialen Hauptgesetzes ist nun die, dass diese Gewinne, Erträgnisse, dieser Mehrwert, den ich durch meine Tätigkeit erschaffe, nicht mir direkt zufliesst, wie das bei der Selbstversorgung ja der Fall wäre, sondern meinen Mitarbeitern. Als logische Folge davon werden meine wirtschaftlichen Bedürfnisse durch meine Mitarbeiter gedeckt, also dadurch dass sie ihrerseits die Erträgnisse, die aus ihrer Leistung hervorgehen, nicht für sich selbst beanspruchen, sondern unter anderem mir zufliessen lassen.
      Die Kernaussage des Sozialen Hauptgesetzes ist nun die, dass es dieser zusammenarbeitenden „Gemeinschaft“ umso besser geht, je mehr das oben Beschriebene verwirklicht ist.

      Ich hoffe, durch meinen Erläuterungen ist dir das Soziale Hauptgesetz etwas verständlicher geworden. Ob du es als sinnvoll und zutreffend anerkennen kannst oder willst, ist natürlich völlig dir überlassen.

      Dass du dich differenziert ausdrückst, ist mir übrigens nicht entgangen. Ich freue mich deshalb, wieder von dir zu lesen, und werde bei Gelegenheit, wie oben angedeutet, etwas zum besseren Verständnis der Dreigliederung des sozialen Organismus zu schreiben versuchen – und wohl auch zu deinem Artikel über die Anthroposophie auf deinem Blog.

      Bis dann und beste Grüsse
      Walter

  3. haxtholm says:

    Ein Grundeinkommen ist eine gute Idee – müsste aber auch von Irgendwem finanziert werden. Bedingungslos find ich hingegen nicht gut – da müsste dann auch eine gewisse Leistung erbracht werden, und selbst wenn eine solche Leistung „nur“ in der Erziehung seiner Kinder definiert wäre. Wenn man die Menschen dazu bringen könnte, einen Beitrag zum Leben zu erbringen, der eben individuell aus den jeweiligen Fähigkeiten des Menschen kommt, und der „nützt“, dann fänd ich ein Grundeinkommen gut. Ich glaube aber, dass wir noch nicht so weit sind, um so etwas zu verwirklichen, wahrscheinlich weil unser gesellschaftliches Leben nicht von uns, sondern von Mächtigeren konzipiert und gesteuert wird – eben von denen, die das grosse Geld haben und nicht auf ein Grundeinkommen angewiesen sind.

    • Ein Grundeinkommen unter Bedingungen ist ja – zumindest in Europa und bis zum jetzigen Zeitpunkt – bereits verwirklicht: Wenn keine „nützliche“ Leistung mehr erbracht werden kann – wegen des Alters oder wegen Invalidität, wegen Krankheit, aber auch weil es keine entsprechende Arbeitsstelle gibt, die zu besetzen wäre – wenn also „nichts mehr geht“, ist zumindest das Existenzminimum durch staatliche Leistungen garantiert, allerdings nicht bedingungslos. Ein riesiger Kontrollapparat (Arbeitslosenämter, Sozialversicherungsanstalten, AHV [staatliche Altersversicherung in der Schweiz] usw.) wacht stattdessen darüber, dass die Bedingungen auch eingehalten werden. Das ist, nebenbei bemerkt, ziemlich viel Sozialversicherungsgeld, das nicht wirklich zu den Bedürftigen fliesst.

      Ob die Gesellschaft oder „wir“ reif genug sind, um das bedingungslose Grundeinkommen zu verwirklichen, weiss ich nicht. Aber ich will auch nicht darauf warten, bis wir, aus welchen Gründen auch immer, dafür reif sind. Denn so wird es niemals eingeführt, nicht einmal versuchsweise. Sehr viel wichtiger finde ich, die entsprechende Frage an mich selbst zu stellen, zum Beispiel: Bin ich bereit (reif genug), aus anderen als egoistischen Gründen mein Bestes zu geben? Oder: Was würde ich arbeiten, wenn für mein Einkommen gesorgt wäre? Oder …

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