Von Maskenleugnern, Schimpfgegnern und Coronaverstehern

Ein Maskenleugner der ersten Stunde.

Das Thema ist so allgegenwärtig und abgegriffen, dass ihm nur noch satirisch beizukommen ist. Das schafft Distanz und führt zu einer neuen Übersichtlichkeit, ohne die wir in diesen Zeiten verloren sind. – Der zweifelhafte Versuch einer letztgültigen Einordnung des aktuellen Pandemiegeschehens.

«Impfen statt Schimpfen» ist angesagt und sinnigerweise auch das Motto der neusten Kampagne des Bundes, um die Impfquote aufzuhübschen. Das Konsultationsverfahren bei den Kantonen läuft. Bis in zwei Monaten sollte es abgeschlossen sein. Doch schon heute ist zu vernehmen, dass sich einige Kantone, insbesondere in der Innerschweiz, lautstark dagegen aussprechen, noch mehr Druck auf Ungeimpfte auszuüben. Die Pandemie sei nun mal ein Problem der Städte, und die Talschaften seien es leid, noch mehr Lasten zu übernehmen. Einige der GesundheitdirektorInnen haben vor laufender Kamera sogar Richtung Bundesbern geschumpfen (sic).

Dies wiederum hat die Schimpfgegner auf den Plan gerufen, die sich grundsätzlich hinter die Kampagne des Bundes stellen und betonen, Schimpfen gegen Impfen sei völlig irrational und ziehe das Pandemiegeschehen nur in die Länge. Ihr Vorschlag: Eine Schimpf-Hotline einzurichten, wo Impfzögerer und -skeptiker ihr Unverständnis oder gar ihre Wut vor geschultem Personal anbringen und anschliessend einen Impftermin buchen können – mit Impfstoff ihrer Wahl.

Schimpfen ein Grundrecht

Keine 24 Stunden vergingen, als die Maskenleugner zu einer Demo vor dem Bundeshaus in der Hauptstadt aufriefen. Schimpfen sei ein Grundrecht, weil freie Meinungsäusserung. Erst kürzlich sei das von höchster Instanz, dem Bundesgericht bestätigt worden. Auf keinen Fall lasse man sich den Mund verbieten. Schon gar nicht von der Obrigkeit. Der Aufruf fruchtete: 13 Extrazüge nach Bern sind in kürzester Zeit gebucht worden, darunter ein Güterzug, um die vielen Treicheln und Kuhglocken sinnvoll in die Hauptstadt zu bringen. Unser Bundesrat Ueli Maurer hat vom Restbundesrat die Erlaubnis erhalten, den Glockenzug eigenhändig nach Bern zu steuern. Inzwischen hat die Stadtpolizei Bern allerdings die Anzahl Demonstrierende auf 15 Personen und eine Treichel beschränkt – wegen des Lärmschutzes, wie sie sagt, und die Armee aufgeboten, um einen Sturm auf Bern zu verhindern.

Denn es droht ein grosser Showdown zwischen den Schimpfanhängern und den Coronaverstehern. Gerade die Coronaversteher treten immer militanter auf und stellen zunehmend eine Gefahr für den sozialen Frieden dar.

Verkehrte Welt! Wir wissen kaum mehr, wo uns der Kopf steht und wer nun recht hat: die Maskenleugner oder die Schimpfgegner, die Coronaversteher oder die Pharmalobby. Oder alle zusammen? Oder keiner von allen? Ich persönlich setze voll auf Drosten. Er ist der Coronaversteher mit den meisten Dislikes. Und das will was heissen.


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