REPUBLIK: Unabhängiger Journalismus und gediegene Debattenkultur

Warum mich nicht mal als Influencer versuchen? Aus Überzeugung, nicht gegen schnödes Geld.

Seit es das Online-Magazin REPUBLIK gibt, bin ich begeisterter Mitverleger. Zugegeben: nicht immer gleich begeistert, aber nie ganz ohne Begeisterung.

Die Republik ist ein digitales Magazin für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Finanziert von seinen Leserinnen und Lesern. Gemeinsam sind wir eine Rebellion gegen die Medienkonzerne, für die Medienvielfalt.

Nicht News und Kulturhäppchen sind das tägliche Lesefutter von Republik, sondern Hintergrundartikel, investigative Recherchen, Interviews von klugen Köpfen mit klugen Köpfen, feinsinnige Kolumnen und berührenden Reportagen.

Nicht die Menge macht es aus – höchstens zwei, drei Artikel erscheinen pro Tag –, sondern ihre journalistische Qualität und der Nutzen für die Leserin, den Leser.

Ganz entscheidend: die Schwarmintelligenz. Die Kommentare zu den Artikeln sind oft nicht weniger relevant als der journalistische Text selbst und eröffnen unerwartete Zugänge zum Thema. Und das bei einer Debattenkultur, die ihresgleichen sucht.

Kurz: Die Republik kann ich euch wärmsten, nein heissestens empfehlen.

Walter B., euer Influencer

www.republik.ch/jetzt/wbeutler

In Gedanken bei der Ukraine

Wie wohl viele von euch bin ich immer wieder mit meinen Gedanken beim Kriegsgeschehen in der Ukraine. Unglaube und Entsetzen, Hilflosigkeit, ja Zukunftsängste treiben mich um. Und brennende Fragen.

Unter dem Titel «Erneutes Unheil» hat das Magazin «Republik» heute einen berührenden und sehr erhellenden Text von Anne Applebaum, einer mehrfach ausgezeichnete amerikanische Journalistin, in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Hier ein Auszug:

Die Ukraine ist jetzt einem brutalen Angriff ausgesetzt. Zehntausende russische Soldaten ziehen durch die östlichen Provinzen des Landes, entlang seiner nördlichen Grenze und an seiner südlichen Küste. Denn wie die russischen Zaren vor ihm – und wie Stalin, wie Lenin – sieht auch Putin das Ukrainische als Bedrohung. Nicht als militärische Bedrohung, sondern als ideologische. Der entschlossene Weg der Ukraine hin zu einer Demokratie ist eine echte Provokation für Putins nostalgisches, imperiales politisches Projekt: die Schaffung einer autokratischen Kleptokratie, in der alle Macht in seinen Händen liegt, eine Art Annäherung an das einstige Sowjetimperium. Die Ukraine untergräbt dieses Projekt durch ihre blosse Existenz als unabhängiger Staat. Ihr Streben nach etwas Besserem, nach Freiheit und Wohlstand, macht die Ukraine für ihn zum gefährlichen Rivalen. Denn sollte die Ukraine in ihrem jahrzehntelangen Ringen um Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, ihrem Wunsch nach europäischer Integration erfolgreich sein, könnten die Russen ebenso fragen: Warum nicht auch wir?

Weder romantisiere ich Selenski noch mache ich mir irgendwelche Illusionen über die Ukraine als eine Nation mit 40 Millionen Einwohnern, unter denen es so viele gute und schlechte, mutige und feige Menschen gibt wie überall sonst. Doch in diesem Augenblick der Geschichte geschieht dort etwas Ungewöhnliches. Unter diesen 40 Millionen strebt eine beträchtliche Zahl – und zwar auf allen Ebenen der Gesellschaft, im ganzen Land und über sämtliche Tätigkeitsfelder hinweg – nach einem faireren, freieren und wohlhabenderen Land, als es all jene waren, die sie in der Vergangenheit bewohnt haben. Unter ihnen sind Menschen, die bereit sind, ihr Leben dem Kampf gegen die Korruption zu widmen, die Demokratie zu stärken, souverän und frei zu bleiben. Einige von ihnen sind bereit, für diese Ideen zu sterben.

Die Auseinandersetzung, die bevorsteht, wird uns alle angehen, auf eine Weise, die wir noch nicht ergründen können. In dem jahrhundertelangen Kampf zwischen Autokratie und Demokratie, zwischen Diktatur und Freiheit, ist die Ukraine jetzt die Frontlinie – und es ist auch unsere.

Der ganze Text ist hier einsehbar:

Anne Applebaum: Erneutes Unheil

 

Medienzare vs. «Staatsmedien»

Es wird knapp. Bei der kommenden Abstimmung über einen Ausbau der staatlichen Medienförderung in der Schweiz gewinnen die Gegner Rückenwind. Sie haben das Referendum dagegen ergriffen, um angeblich die Unabhängigkeit der Medien zu stärken und «Staatsmedien» zu verhindern. Doch ihre Argumente sind nicht wasserdicht – und auch nicht redlich. – Ein Faktencheck.

Am 13. Februar entscheiden die Stimmberechtigten der Schweiz über das Massnahmenpaket des Bundes zugunsten der Medien. Maximal 150 Millionen Franken sollen zusätzlich in die Medienförderung fliessen. Bereits heute und seit Beginn des Bundesstaates wird die Presse staatlich gefördert. Dies geschieht indirekt über Gelder, welche die Zustellung der Presseprodukte an die LeserInnen vergünstigen. Nicht gar so lange werden Lokalradios und Regionalfernsehen unterstützt. Aktueller Stand der Fördergelder: 136 Millionen Franken.

Neben der Aufstockung der Zustellermässigung für abonnierte Tages-, Wochenzeitungen sowie Vereins- und Verbandszeitschriften, neben zusätzlichen Mitteln für die Frühzustellung abonnierter Zeitungen sollen auch Online-Medien gefördert werden. Es sind diese beiden Punkte – die zusätzlichen Mittel für die indirekte Presseförderung und neu für die Online-Medien –, die hauptsächlich umstritten sind und zum Referendum gegen das Medienpaket geführt haben.

Zwei weitere Punkte der Medienförderung sind ausser bei den Hardcore-Wirtschaftsliberalen, die Marktverzerrung ins Feld führen, weitgehend unbestritten: die zusätzlichen Mittel für private Lokalradios und Regionalfernsehen sowie die Stärkung der Nachrichtenagenturen und der Aus- und Weiterbildung von JournalistInnen.

Wen interessieren schon Tatsachen?

Die Gegner des Medienpakets argumentieren zum einen, der grössere Teil der Medienförderung – sie sprechen von 70 Prozent – lande bei den grossen Medienhäusern. Nur ein geringer Anteil sei für die kleinen, regionalen Verlage vorgesehen. Die Aussage bedient in populistischer Manier Ressentiments «gegen die Grossen» und steht in klarem Widerspruch zu den Absichten und Erläuterungen des Bundes. Denn mit der Zustellermässigung, in die 70 Millionen der zusätzlichen 150 Millionen fliessen, wird ein bewährtes Instrument der Presseförderung ausgebaut. Der bisherige Anteil der grossen Medienhäuser Ringier, Tamedia und CH-Medien lag bei gut 20 Prozent. Und ein Paradigmenwechsel ist nicht vorgesehen: «Auch in Zukunft kommt der Grossteil der Gelder kleineren und mittleren Verlagshäusern zugute.»[1] Woher die GegnerInnen die 70 Prozent hernehmen, die angeblich den grossen Häusern zufliessen, bleibt ein Rätsel.

Überhaupt scheinen es die GegnerInnen des Medienpakets mit den Fakten nicht so genau zu nehmen. Den Vogel abgeschossen hat die SVP, die auf ihren Plakaten herausposaunt: «Keine Steuermilliarden für Medienmillionäre». Wer kümmert sich noch um Fakten? Hauptsache, der Slogan knallt. – Beim aktuellen Ausbau der Medienförderung geht es, wie gesagt, um maximal 150 Millionen Franken, die zu den bisherigen 136 Millionen jährlich hinzukommen. Das ist weit von einer Milliarde entfernt, geschweige denn von Milliarden.

Die Unabhängigkeit der Medien als Monstranz

Für die Gegner der Medienförderung gefährdet das Paket die Unabhängigkeit der Medien – und damit die Demokratie. Was sie verschweigen: Die Abhängigkeit von reichen Geldgebern, die Medientitel kaufen, um sie nach ihrem Gusto umzugestalten, stört sie in keiner Weise. Wir haben es erlebt mit der «Basler Zeitung», mit der «Weltwoche», mit dem «Nebelspalter». All diesen Titeln und noch vielen mehr wurde Kraft der Übernahme durch rechtsbürgerliche Financiers ein Stempel aufgedrückt, der sie redaktionell umkrempelte. Solche Übernahmen folgen einer politischen Agenda. Es sind denn auch Männer aus dem Dunstkreis der rechtsbürgerlichen Kampfblätter, welche das Referendum gegen das Medienpaket ergriffen haben. Ihnen ist die staatliche Medienförderung ein Dorn im Auge. Wohl weil sie ihre Felle davonschwimmen und ihren Einfluss zurückgedrängt sehen.

Ein kleines Who is Who des Referendumskomitees:

  • Philipp Gut, ehemaliger Chefredaktor der «Weltwoche»
  • Peter Weigelt, ehemaliger Medienpolitiker vom rechten Rand der FDP, Verleger und Verwaltungsrat verschiedener Medientitel.
  • Markus Somm, ehemaliger Chefredaktor der «Basler Zeitung» von Blochers Gnaden, heute Verwaltungsrat und Chefredaktor des «Nebelspalters». Beide Blätter mutierten unter seiner Führung zu rechtsbürgerlichen Kampfblättern.
  • Konrad Hummler, Privatbankier, Geldgeber und Verwaltungsratspräsident des «Nebelspalters»

Dies sollte reichen, um die Stossrichtung des Referendumskomitees erkennen zu können. Zugegeben, ich habe mit diesen Herren politisch das Heu nicht auf derselben Bühne. So gesehen, bin ich befangen. Doch wenn diese illustre Schar die Unabhängigkeit der Medien wie eine Monstranz vor sich herträgt, bekomme ich das Ohrensausen.

Reflexe gegen die «Mainstreammedien»

Die Gegner des Medienpakets verspüren in der Endphase des Abstimmungskampfs Rückenwind, weil sie eine zurzeit breitschultrige Macht an ihrer Seite haben: die der Corona-Massnahmengegner. Gemeinsam pflegen sie Reflexe gegen die sogenannten «Mainstreammedien». Der Begriff suggeriert zwei Dinge: Einerseits steht er für «gleichgeschaltete Medien», die oft in Verschwörungserzählungen vorkommen. Anderseits steht der Begriff für alle Medien, die nicht der Auffassung derer entsprechen, die ihn in den Mund nehmen. Wahlweise kann der Begriff auch durch den der «Staatsmedien» ersetzt werden.

Auch wenn gleichgeschaltete Medien in manchen Ländern bittere Realität sind, trifft das für die Schweiz ganz klar nicht zu. Tatsache ist hingegen, dass die Medienvielfalt in den letzten Jahren stark gelitten hat, indem vielen kleinen Titeln der wirtschaftliche Schnauf ausging. Entweder gingen sie sang- und klanglos unter. Oder sie wurden von grösseren Medienhäusern einverleibt. Das neue Medienpaket will hier Gegensteuer geben. Es ist ein Kompromiss, ausgehandelt in den eidgenössischen Räten, und hat somit seine Schwachstellen, je nachdem, von welcher Seite man ihn betrachtet. Ihn deshalb zu versenken, halte ich für einen grossen Fehler. Denn es kommt nichts Besseres nach, zumindest nicht in den nächsten Jahren. – Und dann sind die Medien vielleicht tatsächlich gleichgeschaltet, nicht von Staates wegen, sondern weil sie in den Händen von Medienzaren und -mogulen gelandet sind.


[1] https://www.uvek.admin.ch/uvek/de/home/uvek/abstimmungen/medienpaket.html

Schmerzlicher Abbau beim Radio SRF 2 Kultur

Ein offener Brief an die Verantwortlichen

Um nicht die Faust im Sack zu machen und mich vom Kulturradio SRF 2 ein für alle Mal abzuwenden, möchte ich Ihnen hiermit als langjähriger Hörer eine Rückmeldung geben, wie ich die Entwicklung dieses Senders in den letzten Monaten erlebe und was für Gedanken mir dabei durch den Kopf gehen. Mag sein, dass der zu beobachtende Abbau aus finanziellen Gründen unabwendbar ist. Für die Kultur als Ganzes im Schweizer Radio – jenseits von Unterhaltung und Information – empfinde ich ihn, gelinde gesagt, als äusserst bedauerlich. Man könnte auch von einer Katastrophe sprechen.

Drastisch ist zum Beispiel die Massnahme, dass das Abendprogramm ab 22 Uhr einfach gekappt wurde. Alle, die um 22 Uhr noch nicht am Schlafen sind und ganz gerne anspruchsvolles Radio hören möchten, werden von SRF 2 allein gelassen. Da kann auch die Klassik-Endlosschlaufe Notturno nicht darüber hinwegtrösten.

Moderation unter Spardruck

Überhaupt scheinen Live-Moderationen auf SRF 2 ein Auslaufmodell zu sein. Vielmehr wird die Zuhörerin, der Zuhörer täglich daran erinnert – zum Beispiel vor der Zweitausgabe des Echo der Zeit um 19 Uhr –, dass es am Radio auch ohne Menschen geht. Die stets gleiche, mechanisch wirkende Stimme kündet die Zweitausgabe des Echos an. Wann gedenken Sie die ersten Moderatoren-Bots einzusetzen? Das Sparpotential wäre riesig.

Nachtsendungen wie Nachtflug und Fiori Musicali vermisse ich sehr. Und ich bin noch ratlos, wo ich nach 22 Uhr einen gleichwertigen Ersatz finde. Kennen Sie einen guten deutschsprachigen Kultursender, der auch nach 22 Uhr noch etwas zu sagen hat? Danke für den Tipp!

Es ist ja gerade ein Wesenszug des Radios – und ein Grund, weshalb ich es so liebe –, dass es den ZuhörerInnen eine Art zu Hause bietet. Eine lebendige Moderation ist ein wesentlicher Teil dieses Empfindens, nicht alleine zu sein, in einem gewissen Sinn geborgen zu sein. Das mag jetzt etwas rührselig wirken, aber bei SRF 2 fühlte ich mich tatsächlich zu Hause.

Und nun droht mir als Radiohörer Heimatlosigkeit, nicht nur wegen der eingedampften Moderation, sondern auch weil die Auseinandersetzung mit Kultur auf diesem Sender immer mehr dem Darbieten von Kulturhäppchen weicht. Und ich frage mich, ob die Kultur, die ich meine, halt einfach nicht mehr zeitgemäss ist, ein Auslaufmodell, das nun mal durch modernere Formen und Formate abgelöst wird, abgelöst werden muss, damit es vorwärts geht. Ähnlich steht es ja um das Feuilleton in den Printmedien.

Austreibung des Geistes

Sehr bedauern tue ich das Ende der Sendung Blickpunkt Religion. Ich bin alles andere als religiös. Doch diese Sendung ist eines der wenigen Fenster im Schweizer Radio, durch das – wie soll ich sagen? – ein Hauch Ewigkeit, ein Hauch tieferer Sinn hineinweht. Auch die Sendung Perspektiven leistet das, sogar mit etwas mehr Tiefenschärfe als Blickpunkt Religion. Wehe, Sie schaffen diese ab!

Auch die Literatur kommt unter die Räder. Bis anhin schon wurde sie stiefmütterlich behandelt. Nun kippt sie offenbar ganz raus oder wird zum Sahnehäubchen für Feiertage. Auch sie ist wohl einfach nicht mehr zeitgemäss. Dabei wären Radio und Literatur ein so hübsches Paar. Wie passend wären zum Beispiel regelmässige Kurzgedichte (oder auch etwas längere) – etwa statt der Börsenkurse. Man wird ja wohl noch träumen dürfen!

Dafür, und da fehlt mir nun wirklich jegliches Verständnis, haben Sie vor einiger Zeit damit begonnen, die stündlichen Nachrichtensendungen mit dramatisierenden Soundelementen zu unterlegen. Was ist die Idee dahinter? Sollen damit junge Menschen zum Hören von Nachrichten animiert werden? Brauchen die oft eh schon dramatischen Nachrichten wirklich noch dramatisierende Soundelemente? Mich ärgern die lächerlichen Clips jedes Mal. Echt jetzt!

Kultur als Stütze der Gesellschaft

Ich gebe ja zu, schon etwas älter zu sein. Mit dem Fernsehen konnte ich nie viel anfangen. Es ist mir zu manipulativ. Auch Instagram und Co. sind nicht mein Ding. Und ich kann durchaus nachvollziehen, dass sich die öffentlich-rechtlichen Medien auch nach den Bedürfnissen der Jugend richten sollen. Sie sind die künftigen MedienkonsumentInnen, während unsereins bald mal wegfallen wird.

Doch wenn Sie glauben, ältere Männer befänden sich ab 22 Uhr schon im Tiefschlaf, so muss ich Sie eines Besseren belehren. Ich bin noch hellwach und davon überzeugt, dass lebendige Kultur – auch die anspruchsvolle, zum Denken anregende Kultur – eine Stütze der demokratisch verfassten Gesellschaft ist und intensiv gepflegt werden muss, zum Beispiel auf einem Kultursender.

Mit trotzdem freundlichem Gruss

Walter Beutler

Journalismus vom Feinsten: Republik

Das Online-Magazin Republik nahm seinen Anfang vor gut zwei Jahren in der Folge einer spektakulären Crowdfunding-Aktion, die innerhalb eines Monats 3,4 Millionen Schweizer Franken zusammenbrachte. Das neue Magazin war als Beitrag zur Medienvielfalt gedacht: unabhängig, werbefrei und kompromisslos in der Qualität. Seit Anfang 2018 betreibt nun Republik Journalismus, der begeistert.

Am Anfang stand die schiere Tristesse ob dem Trauerspiel, das die Medienlandschaft in den letzten Jahrzehnten nicht nur, aber auch in der Schweiz prägte: Immer weniger finanzielle Ressourcen standen für unabhängigen Journalismus zur Verfügung, Presse, Rundfunk und Fernsehen konzentrierten sich zunehmend in der Hand weniger Medienhäuser, Journalismus und Kommerz verschränken sich immer mehr. Keine Frage: Die Medien als unabhängige vierte Gewalt im Staat werden durch solche Entwicklungen in Frage gestellt. Und damit droht unserer Demokratie der Sauerstoff auszugehen, indem etwa der gesellschaftliche Diskurs einseitig wird und verarmt.

Hier Gegensteuer zu geben, ist eine wichtige Triebfedern für die Entstehung des digitalen Magazins Republik. Dazu ist es auch notwendig, ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln, das unabhängigen Journalismus erst ermöglicht – und im Fall der Republik die LeserInnen zu MitbesitzerInnen macht und so aus der passiven Rolle der reinen MedienkonsumentInnen befreit. Die Mitglieder, die Verlegerinnen und Verleger im Wortgebrauch der Republik, werden denn auch echt ernst genommen, transparent informiert und entscheiden in manchen Belangen mit. Die Community ist das wahre Kapital der Republik und wird entsprechend gepflegt.

Gediegene Diskussionskultur

Ganz offensichtlich ist das ein Erfolgsmodell. Inzwischen besteht die Republik seit zwei Jahren und hat einigen Staub aufgewirbelt, etwa mit einem investigativen Meisterstück zu einem Baukartell im Kanton Graubünden oder einem Interview mit dem Uno-Sonderberichterstatter für Folter zum «Fall Assange». Der Themenmix ist vielfältig und geht weit über den schweizerischen Tellerrand hinaus: Brisante Recherchen, erhellende Analysen und spannende Debatten prägen das Magazin. Und die Diskussionen und Debatten finden auf so hohem Niveau statt, dass sie eine echte Bereicherung darstellen und das breite Wissen und die Erfahrung der Leserschaft nutzbar machen. Hier lebt eine Diskussionskultur, die man in den meisten Onlinemedien vergebens sucht. Die Zahl der VerlegerInnen ist inzwischen auf über 20’000 gestiegen. Sie alle sind bereit, für guten Journalismus jährlich 240 Schweizer Franken (und mehr) zu bezahlen. (Wer gute Gründe hat, bekommt Ermässigung.)

Die Webseite ist ästhetisch ansprechend und schlicht gestaltet. Unter der Haube, also punkto Bedienbarkeit bleiben kaum Wünsche offen.  Immer wieder findet man als Leser neue, oft auch überraschende Funktionen, die das Lesen einfacher und vergnüglicher machen. So kann man sich zum Beispiel Artikel für später vormerken oder auf Wunsch eine automatische Lesezeichenfunktion aktivieren, die einen zur Stelle innerhalb eines Artikels bringt, wo man zuvor die Lektüre unterbrochen hat. Bereichernd ist auch das experimentelle Spiel mit unterschiedlichen Formaten wie Audio, Video, Grafiken und einer Auswahl mehrerer Newsletter. Was sich nicht bewährt, wird aussortiert, was Anklang findet und nützlich ist, weiterentwickelt.

Schreckensmomente

Obschon das Team von Republik vieles, ja, fast alles gut macht, wurde die Verlegerschaft im Dezember letzten Jahres in Angst und Schrecken versetzt: Um wirtschaftlich stabil zu werden und eine realistische Zukunft zu haben, musste die Anzahl der AbonnentInnen deutlich gesteigert und zusätzliches Kapital in Form von Spenden generiert werden. Andernfalls «werden wir am Nachmittag des 31. März [2020] für sämtliche Mitarbeitenden der Republik die Kündigung aussprechen. Und danach das Unternehmen geordnet auflösen».

Schon heute zeichnet sich allerdings ab, dass die Steilkurve erfolgreich genommen werden kann und somit die Republik weiterbestehen wird. Ein wichtiger Schritt ist damit getan, der nicht nur für die Leserschaft Bedeutung hat. Zu den über 40’000 Augen der VerlegerInnnen kommen bestimmt Zigtausende hinzu, die mit Spannung von aussen beobachten, ob die Republik als Medienmodell für die Zukunft etwas taugt.

Neue VerlegerInnen sind willkommen, Teil dieses Abenteuers zu werden.

(Bitte auf Logo klicken!)

Auf Wunsch verhelfe ich meinen Leserinnen und Lesern gerne zu einem 14-tägigen Probeabonnement. Einfach via Kommentarfunktion (öffentlich) oder über das Kontaktformular (geschützt) melden! S’hett, solang’s hett.