Im Februar und März 2009 war ich sechs Wochen in Südindien: ein äusseres wie inneres Abenteuer, aus dem ich gestärkt und verändert zurückkehrte. Während dieser Zeit entstand ein Reisetagebuch, das hier einsehbar ist – leicht überarbeitet und mit Fotos versehen, die mir zu einem guten Teil von Laurent Quere zur Verfügung gestellt wurden. Herzlichen Dank!
Einzelne Ausschnitte des Tagebuchs werden in lockerer Folge als Schmankerl auf der Hauptseite veröffentlicht:
Indem ich im Buch „Sri Aurobindo und Mutter“ von Kireet Joshi lese, dringe ich in eine unglaubliche Welt von geistigen Ereignissen und Zusammenhängen ein. Meine eigenen Bemühungen und Erkenntnisse erscheinen mir geradezu stümperhaft angesichts der überaus grossen Komplexität und der Notwendigkeit, sich mit diesen geistigen Zusammenhängen zu verbinden, damit die Erde mitsamt ihren Bewohnern aus dem Griff des Materialismus befreit werden können. Und es wächst in mir das Bedürfnis und die Einsicht in die Notwendigkeit, diese Bemühungen auszuweiten und vermehrt die Verbindung zur geistigen Welt zu suchen. Dass das eher der anthroposophische Erkenntnisweg ist als der Yogaweg, wie er hier in Auroville gepflegt wird, steht ganz klar vor meinen Augen. Trotzdem kann ich erkenntnismässig von diesem einiges gewinnen. Verlockend ist es, auch bezüglich Erfahrung (übersinnlicher Art) in den Yoga einzutauchen. Mein Herz lechzt geradezu nach solchen Erfahrungen, habe ich mich bis jetzt doch vornehmlich mit dem Erkennen und Verstehen des Übersinnlichen befasst (im Yoga mit Mental bezeichnet).
Es ist mir bewusst, dass es nicht förderlich ist, nach übersinnlichen Erfahrungen zu lechzen. Jegliche Erwartung in diese Richtung führt in die Irre, da damit notgedrungen falsche Vorstellungen über das Übersinnliche verbunden sind. Ferner muss ich in mir den Boden für solche Erfahrungen vorbereiten, und da stehe ich trotz aller vergangenen, eher unsystematischen Bemühungen erst ganz am Anfang. Der anthroposophische Schulungsweg erscheint mir nüchterner, vielleicht auch trockener als der Yogaweg, bestimmt aber ist der eine nicht einfacher und leichter als der andere. Beide erfordern besondere Anstrengungen und Beharrlichkeit. Und beide sind fruchtbar. Eine Frage ist mir noch, wie bedingungslos die Hingabe sein muss: Während sich der anthroposophische Weg mit meinem bisherigen Leben sehr wohl verbinden lässt – verknüpft allerdings mit einigen grundlegenden Änderungen meiner Gewohnheiten –, scheint mir der Yogaweg auf ein grundsätzlich anderes Leben abzuzielen. Allerdings wird wohl der anthroposophische Weg, konsequent ergriffen, nicht weniger umwälzend sein. Vielleicht ist es das, was mich bisher davon abgehalten hat, bin ich doch mit meinem Leben wie es ist, recht zufrieden und sehe ich doch – subjektiv betrachtet – keine Notwendigkeit, es grundlegend zu ändern. Doch dies ist zweifellos mein Ego, das sich nicht aus der Trägheit und Behaglichkeit des sinnlichen Seins aufschrecken lassen möchte. Ich habe mich gut eingerichtet in meinem Leben, vieles Äusserliche und selbst vieles Innerliche ist in einer gewissen Harmonie, in einem Gleichgewicht. Und trotzdem bezahle ich dafür einen Preis: Anpassung an die Umstände – manchmal wider besseres Wissen, Investition eines guten Teils der Lebenskräfte in die Bewältigung des Lebensalltags, Verblassen meiner Werte und Ideale (nicht aber deren Verrat), Erschöpfen meiner Lebendigkeit.
Hier geht es zum Tagebuch: https://walbei.wordpress.com/tagebuch-indien-2009/ – oder einfach oben im Kopfbereich des Blogs auf die Seite “Tagebuch Indien 2009″ klicken.
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