BloggerInnen zunehmend im Visier autoritärer Regierungen

Mit der zunehmenden Bedeutung des Internets als Plattform für freien Meinungs- und Informationsaustausch wachsen vielenorts auch die Begehrlichkeiten, eben diesen freien Austausch zu unterbinden oder zumindest zu kontrollieren. Neben den rein technischen Massnahmen zur Verhinderung oder Steuerung des Informationsflusses – Massnahmen, die zwar in autoritären Staaten angewendet werden, mehrheitlich aber auf Technologien westlicher, «freiheitlicher» Länder basieren – weitet sich auch die handfeste Repression aus. Was früher hauptsächlich professionelle Medienschaffende zu gewärtigen hatten, trifft heute auch Bloggerinnen und Blogger sowie andere Netzaktivisten. Wen wundert es, ist doch das Internet in manchen Staaten der letzte Hort der freien Meinungsäusserung, nachdem Presse und Massenmedien im Land entweder aus- oder gleichgeschaltet wurden. «In einigen Ländern haben Blogger eine zentrale Rolle bei der Berichterstattung übernommen, vor allem, wenn konventionelle Medien stark zensiert oder internationale Journalisten nicht ins Land gelassen wurden.» (Pressemitteilung «Reporter ohne Grenzen», 21.12.2011) ((Link nicht mehr verfügbar))

«Reporter ohne Grenzen», die sich weltweit für freie Medien einsetzt, dokumentiert deshalb vermehrt auch die Verfolgung von Netzaktivisten und Bloggerinnen. Sie meldet aktuell (Stand 17. März 2012) 121 NetzbürgerInnen, die wegen ihrer Aktivitäten in zwölf Ländern im Gefängnis sitzen. Die kurzzeitigen und vorübergehenden Festnahmen zur Einschüchterung sind nicht mitgezählt. Und so sehen die traurigen Zahlen für die einzelnen Länder aus (für nähere Informationen auf das Bild klicken):

Natürlich sind das zunächst nur abstrakte Zahlen. Doch dahinter stecken Namen, Einzelschicksale. Hier nur ein kleiner Ausschnitt der ganzen Liste:

All diese Fälle sind reich dokumentiert, bei «Reporter ohne Grenzen» ebenso –  hier (online) allerdings wenig übersichtlich – wie im ganzen Internet. Und zuweilen findet man gar den Blog, der den Aktivisten zum Verhängnis wurde. Die krude Repression mit der Knute ist eben – noch? – einfacher zu handhaben als die Internetzensur …

Comments

  1. Ohne Zweifel wird man auf das Netz zugreifen, mehr und mehr … irgendwann gibts dann den Kill-Switch der unliebsame Rechner einfach zerstört … ist ganz einfach, die Regierung arbeitet schon dran 😉

  2. picard2606 says:

    China ist ein Paradies für ausländische Unternehmen, ein neoliberales Wonderland erster Güte. Warum sollten diese Unternehmen jetzt Blogger bezahlen, die zum „Sturz der Verfassung“ agitieren? Es ist doch im Interesse jedes „ausländischen Unternehmens“, das der zentralistisch dirigierte chinesische Turbokapitalismus weiter erhalten bleibt.

    Und Personen, die in einem autoritären Staat wie dem Iran zum Regimewechsel aufrufen, wollen nicht gleich automatisch, das die USA dort Bomben abwerfen.

  3. Wanderer says:

    @ Johannes Löw
    6 setzen!

  4. Johannes Löw says:

    Nun, wer weiß, welcher Verbrechen die sich schuldig gemacht haben.
    Wenn „Reporter ohne Grenzen“ die Quelle ist, eine Organisation die unverhohlen zu politischem Mord an den Präsidenten und Staatschefs genau der Staaten aufruft, die auf der Agenda des Pentagon stehen, dann kann ich nur sagen: hackt mal nach, was die eigentlichen Gründe der Inhaftierungen sind.
    Denn Bloggen ist es nicht.
    Wenn es aber beispielsweise so ist, wie bei einigen chinesischen Aktivisten, die im Auftrag ausländischer Unternehmen zum Sturz der Verfassung agitieren, dann ist das ein völlig normaler Vorgang. Würde beispielsweise jemand im Auftrag der Chinesischen Staatspartei Agitation für die Beseitigung des Grundgesetzes machen, würde er auch inhaftiert.

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