Der 400. Beitrag

Dass ich furchtbar fleissig bin, kann man mir nicht nachsagen. Auch für meine Produktivität bin ich nicht bekannt. Doch wenn ich mal etwas begonnen und dabei meine fast schon naturgegebene Trägheit überwunden habe, bleibe ich der Sache treu, bis dass der Tod uns scheidet oder es andere überzeugende Gründe gibt, loszulassen. Ich bin eine durch und durch treue Seele.

Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass ich inzwischen seit gut elf Jahren ununterbrochen einen Blog betreibe, allen Widerständen und Tiefs zum Trotz. Und dies hier ist mein vierhundertster (400.) Beitrag. Das ist nicht viel im Vergleich zu anderen Blogs, die täglich mindestens einen Post (= Beitrag) veröffentlichen. Bei mir sind es gerade mal drei Posts pro Monat, um genau zu sein 3,01 im Schnitt, gerechnet über die elf Jahre.

215’791 Klicks und 125 AbonnentInnen

Damit habe ich insgesamt 215’791 Klicks geerntet. (Stand 22. Februar 2021, 10 Uhr 26.) Zwar betreibe ich den Aufwand nicht nur wegen der Klicks. Doch die sind halt schon ein starker Motivator. Denn sie drücken aus, wie fleissig meine Texte gelesen werden. Nicht auf direkte Weise. Es ist etwas komplizierter. Doch Rückschlüsse lassen sich schon ziehen. Warum Klicks das Herz eines Bloggers höherschlagen lassen, habe ich hier erläutert – mit gewissem Augenzwinkern.

Mein Blog hat 125 AbonnentInnen, was mich schon etwas stolz macht. Und es werden immer mehr, langsam zwar, aber stetig nimmt ihre Zahl zu. Danke für eure Treue!

Weiterschreiben?

In letzter Zeit ist es um meinen Blog ruhiger geworden. Ich veröffentliche weniger. Entsprechend sinken die Klickzahlen. Das geht schnell. Ein Blog will gefüttert sein. Er ist ein Vielfrass. Und ohne Brimborium gehört man bald zum Grundrauschen im Web-All. Man muss schon Staub aufwirbeln oder in den sozialen Medien dafür weibeln, um gelesen zu werden. Beides liegt mir nicht.

Überhaupt das Schreiben! Es fällt mir immer schwerer. Ist es, weil schon so vieles gesagt ist – gar alles? Ist es, weil ich wohl der kritischste all meiner Leserinnen und Leser bin und mich so immer wieder selbst ausbremse? Oder ist es schliesslich, weil das Wesentliche gar nicht in Worte gefasst werden kann?

Mein ganzes Leben im Dienst des Wortes für die Katz? Nun, ganz so schlimm ist es nicht. Aber ja, das Schreiben fällt mir immer schwerer. Und doch kann ich es nicht sein lassen. Es ist also nächstens mit meinem 401. Post zu rechnen.

Es geht die Post ab

Obschon man es meinem Blog von aussen kaum ansieht, geht hier seit ein paar Tagen die Post ab. Schreibfaul wie ich nun mal die letzten Wochen war – mein letzter Eintrag stammt vom 21. September –, sollte auf diesem Blog eigentlich inzwischen tote Hose sein. Die LeserInnen im Web-All verzeihen nicht, wenn sie länger nichts mehr zu sehen bekommen, und man gerät schnell in Vergessenheit, gehört allenfalls noch zum digitalen Grundrauschen.

Doch seit ein paar geht hier die Post ab: Die Anzahl der Zugriffe, also der Klicks auf meinen Blog wächst fast schon exponentiell:

Und vollends fasziniert bin ich, wenn ich die Liste der Suchbegriffe betrachte, mit welchen die Leute via Suchmaschine bei mir landen:

Und dabei landen sie hauptsächlich beim «Aufruf zu internationalen gewaltlosen Protesten am 15. Oktober 2011», den ich vor bald zwei Monaten (!) aus dem Spanischen übersetzt und hier veröffentlicht habe.

Nicht dass ich mir darob etwas einbilde. Die Übersetzung ist zwar korrekt, und die Bewegungen in Europa «für echte Demokratie» sind nun mal eine interessante, hochaktuelle Angelegenheit, so dass es alles andere als etwas Besonderes ist, wenn man sich als Blogger damit beschäftigt.

Nein, weshalb ich meine Beobachtung hier veröffentliche: Die Liste der Suchbegriffe ist – ganz im Kleinen – Ausdruck eines erhöhten Interesses für den kommenden 15. Oktober – und womöglich auch Ausdruck für eine gewisse Mobilisierungspotential für diesen Tag.

Hiiiiiilfeeeee – ich bin Blog-süchtig!

Bild (CC-Lizenz): alamodestuff

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Noch bevor frühmorgens meine Gedanken langsam auf Touren kommen und ich überhaupt erst fähig werde, die Kaffeemaschine anzuwerfen, setze ich mich an den Computer und kontrolliere die nächtlichen Klickzahlen zu meinem Blog. Dabei war es erst kurz nach Mitternacht, als ich die Zahlen ein letztes Mal überprüfte. Der Schlaf erlöste mich dann für ein paar traumlose Stunden vom unbarmherzigen Sog der Blogstatistik. Und jetzt, wie der erste Kaffee in meine Tasse plätschert, sind meine Lieblingsblogs bereits nach neuen Posts und Kommentaren abgeklappert – ich weiss, das wäre nicht nötig, RSS und automatisierte Abonnementsdienste liefern einen das frei Haus. Doch ich lieb nun mal den Kitzel. Pingbacks lösen bei mir Herzklopfen aus, Kommentare lassen mich vor Freude aufspringen. Und als mich Werner aus Hamburg letzthin anfragte, ob er meinen Text auf seinem Blog crossposten dürfe, hätte ich ihm um den Hals fallen können – wenn er nicht tausende Kilometer weit weg gewesen wäre.

Beim zweiten Kaffee schaue ich dann, wo es sich lohnt, einen Kommentar zu schreiben. Dabei ist das Thema eigentlich zweitrangig. Viel wichtiger sind die ausgewiesenen oder doch zu erwartenden Klickzahlen, denn jeder gut platzierte Kommentar ist ein Multiplikator für den eigenen Blog – und damit für mich. Am frühen Nachmittag habe ich so gegen zehn Kommentare geschrieben, ein X-faches davon gelesen, drei eigene Posts verfasst und wohl um die zweihundert Blogs, Foren und Webseiten besucht. Ingesamt sind das vielleicht dreitausend Klicks. All das macht mich stolz, doch die Augen beginnen zu streiken und das Maus-Syndrom – oder wie hiess das noch? – befällt meinen Nacken und meine Gelenke.

Manchmal vergesse ich zu essen, und es kam auch schon vor, dass ich wochenlang keinen Menschen aus Fleisch und Blut gesehen hatte. Ich werde immer kauziger, doch in der Blogwelt stehe ich hoch im Kurs. Die Zahl der Backlinks schwillt an, und mein PageRank hat sich in den letzten Monaten um zwei Punkte verbessert. Es wäre also eine Katastrophe, jetzt den Bettel hinzuwerfen. Denn inzwischen veröffentliche ich um die fünf Posts pro Tag, und bestimmt lässt sich das noch steigern – ja, es muss sich noch steigern lassen. Denn ohne zusätzliche Anstrengung verliere ich den Anschluss und sinke zurück unter die Schwelle, die den erfolgreichen Blogger vom digitalen Grundrauschen des Web-Alls trennt.

Ich bin auf dem Weg zum Cyber-Olymp – und werde doch immer einsamer. Persönliche Kontakte ertrage ich kaum mehr – allenfalls noch über das eigens zu diesem Zweck aufgeschaltete Kontaktformular auf meinem Blog. Klicks und Kommentare stehen für meinen sozialen Wert. Weitergehende Begegnungen meide ich, da sie mir schlicht zu nahe gingen. Ich brauche nun mal zwischen mir und meinen Nächsten eine Firewall.

Hiiiiiilfeeeee – ich bin Blog-süchtig! Und ich muss dringend etwas unternehmen. Doch das einzig Vernünftige schaffe ich ganz unmöglich: den Computer auszuschalten. Denn das wäre mein Ende; ich wäre verloren …

Sensationslüstern und Klick-hungrig – Beobachtungen aus dem Inneren der Blogwelt

Zusammenstellung der Web 2.0-Logos: liako via flickr (CC-Lizenz)

Seit gut einem Jahr verbringe ich viel Zeit im Blog-All – oft genug mehr, als mir lieb ist. Es drängt mich deshalb, hier ein paar Bemerkungen zu meinen Erfahrungen und Beobachtungen als Astronaut im Universum der Bloggerinnen und Blogger zu äussern. Und ich bin gespannt, von MitastronautInnen zu erfahren, ob nur ich diese Welt so erlebe oder ob auch andere solche und ähnliche Beobachtungen machen. Ergänzungen sind willkommen.

Wenn ich von Blog-All und Universum schreibe, so soll damit zunächst die überwältigende Vielfalt der Blogosphäre zum Ausdruck kommen. Kaum ein Thema, das nicht aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet und – meist pointiert – kommentiert wird: Aquarien, Hartz IV, Neuerscheinungen von Büchern, Finanzkrise, Katzenpflege, Indien und, und, und … Es würde mich nicht wundern, wenn es auch Blogs zur Herstellung von Schraubenmuttern, zur Überwindung von Trennungsschmerz oder zu Rezepturen von medizinischen Einläufen gäbe. Dann kommen ja noch die persönlichen Tagebücher hinzu, also die nicht themenzentrierten Blogs. Es gibt sodann Kunstblogs, Blogs zur Mobilisierung für politische, religiöse oder antireligiöse Anliegen. Es gibt Unternehmensblogs, Schnäppchenblogs, Wissenschaftsblogs und Watchblogs, die einzelne Unternehmen, Organisationen oder Medien kritisch begleiten. Und bei all dieser Vielfalt ist oft genug himmelschreiender Unsinn nur ein paar Klicks von hervorragenden Texten entfernt. Die Vielfalt und die schiere Menge an Anregungen und Informationen kann einen glatt überfordern und zu einer Art Info-Infarkt führen. Man verliert sich im Web-All – und plötzlich ist man leer, vor lauter Fülle ausgelaugt, irgendwie seiner selbst beraubt, und wünscht sich nichts sehnlicher als eine einfache Klause im Wald – natürlich ohne Internet-Anschluss – und ein schlichtes Leben, reduziert auf das Wesentliche.

Die Blogwelt ist furchtbar laut. Das ist ein Gezeter und Gekreische, ein Rufen und Plappern, ein Feilschen und Beschwören. Und dabei hört man, jetzt mal von Audio- und Videoblogs abgesehen, keinen einzigen Ton … Der Eindruck rührt wohl daher, dass die BloggerInnen um alles in der Welt Aufmerksamkeit erregen wollen – ja, müssen. Denn sonst werden sie nicht wahrgenommen, gehen unter im Meer des digitalen Grundrauschens. Es kommt mir manchmal vor wie an einer Demo, an der jeder für sein eigenes Anliegen demonstriert, mit den Armen herumfuchtelt, wild hüpft und laut ruft. Und jeder trägt ein grosses Plakat vor sich hin mit der Aufschrift: „Klick mich!“, „Klick mich!„, „KLICK MICH!“ Darunter leidet zuweilen der differenzierte Gedanke, das Subtile. Es wird holzschnittartig die eigene Meinung hinausposaunt, möglichst dezidiert, möglichst laut eben.

Vielleicht sind deshalb Verschwörungstheorien und andere abenteuerliche Spekulationen im Blog-All weit verbreitet. Empörung und Verachtung von Andersdenkenden sind ebenfalls ein wichtiger Motor in dieser Welt, nicht nur in den Beiträgen selbst, sondern auch in den Kommentaren. Das Extreme, Sensationelle bringt Klicks. Und steigende Klickzahlen sind das höchste der Gefühle für den Blogger. Ich beobachte ja auch an mir selbst, wie ich immer wieder auf die Zugriffszahlen schiele. Viele Blogs unterscheiden sich punkto Voyeurismus gar nicht so sehr von den anderen, ebenfalls sensationshungrigen Medien. Der Boulevard ist allgegenwärtig. Auch auffällig: Rechte bis rechtsextreme Blogs zählen zu den meistbesuchten Seiten, kursieren regelmässig bei den Top-Blogs zuoberst, zum Beispiel bei wordpress.com. Woran das liegen mag? Frage ich mal so ganz naiv.

Das Blog-All ist voller Sternschnuppen, die hell leuchten (wollen) und schnell verglühen. Wer die Klickzahlen erhalten oder steigern will, muss seinen Besucherinnen und Besuchern immer wieder neues Futter anbieten. Natürlich liegt das auch am Charakter des Mediums. Es ist niederschwellig. Ein Post ist mit ein paar schlichten Klicks veröffentlicht – was man ihnen zuweilen anmerkt … Es herrscht eben Quantität vor Qualität.

So ist sie nun mal, die Blogwelt – zumindest nehme ich sie so wahr. Trotzdem möchte ich sie nicht mehr missen. Dies sei angemerkt, wenn mich nun womöglich meine Mit-AstronautInnen im Blog-All ob meiner kritischen Bemerkungen am liebsten in der Luft zerreissen würden. Die wilde Flut der Blogs und Posts umspült wunderbare Inseln der Erkenntnis und der Horizonterweiterung, des Gesprächs und des Sichfindens. Wenn es nicht auch das Feinsinnige gäbe, das Kundige, das Poetische und die gemächlichen, ausgereiften Texte – ich hätte den Blogs längst den Rücken gekehrt. Denn Blogs sind nicht zuletzt auch eine potente Zeitvernichtungsmaschine.

Der 100. Beitrag – eine statistische Selbstbeweihräucherung

Das ist mein 100. Beitrag auf diesem Blog, der seit bald einem Jahr besteht. In dieser Zeit wurde „Walter Bs Textereien“ 10’198mal angeklickt, was nicht heisst, dass ich so viele Leser hatte, denn ein Leser, eine Leserin kann bei einem Besuch mehrere Klicks (Aufrufe) erzeugen, z.B. indem sie sich bei einem Besuch mehrere Beiträge anschaut. In dieser Zeit wurden 260 Kommentare geschrieben, knapp die Hälfte durch mich selbst als Reaktion auf Kommentare … Gleichzeitig wurde ich automatisch vor 300 Spam-Kommentaren bewahrt.

Einen Überblick über die Entwicklung der Aufrufe (Klicks) bis zum heutigen Tag können Sie hier sehen:

Es fällt auf, dass im November 2010 bezüglich der Klicks ein Quantensprung stattgefunden hat, was mit meinem Einsatz im Zusammenhang mit der eidgenössischen Abstimmung über die Ausschaffungsinitiative, mit der bedenklichen Entwicklung bei der „Basler Zeitung“ und mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen zusammenhängt. Das wird sich voraussichtlich in den nächsten Monaten wieder etwas beruhigen. Literarische Texte werden deutlich weniger oft gelesen, woraus ich aber nicht trugschliesse, dass sie weniger geschätzt werden – und schon gar nicht, dass ich nur noch gut beklickte Artikel schreiben sollte. Ich bin doch nicht bekloppt und schreibe nur noch, was Quote bringt! Wäre ja noch schöner, sich freiwillig zum Traffic-Sklaven zu machen und nur noch mehrheitsfähige Texte zu schreiben. 😉

Was mich besonders freut: Das Indien-Tagebuch hat sich zum Longseller entwickelt.

Hier eine Auswahl der meistgelesenen Texte. Über das Inhaltsverzeichnis in der Kopfleiste können diese bei Interesse auf einfache Art aufgefunden werden:

Um nicht falsche Vorstellungen aufkommen zu lassen: Das alles sind – im Vergleich zu anderen Blogs – bescheidene Zahlen. Trotzdem:

Ich mache weiter.